Zauberklang der Dinge - Folge 59

Resonanz

Auszug aus Peter Roth’s Newsletter “In Resonanz” vom 30.11.2024 zur Lancierung der Folge 59:

«Was ihr der Erde antut, das tut ihr euch selbst an.»

Dieser weise Satz aus der Rede von Häuptling Seattle hat mich in den späten 1960er-Jahren tief berührt. 1974 wurde dies für mich verdeutlicht durch den Bericht «Grenzen des Wachstums» des Club of Rome. Die Prognose von schmelzenden Gletschern, steigenden Meeresspiegeln und extremen Wetterereignissen klang nicht nur bedrohlich, sondern machte bewusst, dass tatsächlich ALLES verbunden und vernetzt ist.

1984 zeigte mir Joachim Ernst Berendts Buch «Nada Brahma – die Welt ist Klang», dass Klang uns Menschen auf allen Ebenen mit dem Universum verbindet, von von den subatomaren Strukturen bis zu den Gestirnen. Durch diese Einsicht entstand die Klangwelt Toggenburg mit Klangweg, Klangschmiede und nun dem Klanghaus und des Resonanz-Zentrums. Mögen alle diese Projekte dazu beitragen, dass wir Menschen uns zunehmend bewusster werden, dass wir nicht als abgetrennte Objekte existieren, sondern lebendige, und kreativ verantwortliche Teile eines grossen Ganzen sein dürfen.

«Wir bewegen uns immer schneller und haben weniger Zeit; wir erleben immer mehr und doch erfahren dabei weniger.»

Dies war der erste Satz eines Vortrags von Soziologe Hartmut Rosa, den ich vor bald 10 Jahren gehört habe. Es ist die fehlende Resonanz, die uns von allen Erfahrungen abtrennt und uns dadurch einsam und isoliert werden lässt.

Demgegenüber ist Resonanz ein Beziehungsgeschehen, das völlig offen und frei von Vorstellungen, Erwartungen oder Bewertungen ist. Im Unterschied zu Klang ist Resonanz nicht aufs Hören beschränkt, sondern sie bedeutet ein In-Verbindung-Kommen, das alle Sinne umfasst. Zusammen mit meinen zwei Freunden Daniel Humbel und Raphael Baumann bin ich überzeugt, dass wir unser Abgetrennt-Sein von der Natur nur heilen können, wenn wir wieder vermehrt in Resonanz kommen – mit uns selbst, unseren Mitmenschen, der Mitwelt und der göttlichen Quelle, aus der ALLES fliesst.

Begleitet wird das Gespräch durch zwei total gegensätzliche Lieder zu Gedichten von Mascha Kaléko und Dschallalu Din Rumi: «Rezept» und «Out of control». Beide Texte benennen einen Resonanzverlust, wenn Vorstellungen, Pläne und Erwartungen eine offene und authentische Welterfahrung unmöglich machen. Nutzen wir diese verrückte Zeit, in der überkommene Strukturen zu bröckeln beginnen und sich kreative Räume öffnen, um das Leben wieder mit all unseren Sinnen wahrzunehmen und zu gestalten!

Mit allen guten Wünschen für die Adventszeit und herzlichen Grüssen,

Peter Roth